„Die Stunde der Patrioten“
oder „Wie man einen Film tauglich fürs Abendprogramm macht!“
Seit ich Harrison Ford das erste Mal im Fernsehen gesehen habe, bin ich fasziniert von diesem Mann. Ich mag seine Filme, ich mag sein schiefes Lächeln, ich mag seine Art zu gehen, ich mag es, wie er die Mischung aus Bücherwurm und Actionheld darstellt. Ich mag ihn als draufgängerischen Han Solo in „Star Wars“ ebenso gerne wie als abenteuerlustigen Archäologen, der die Gratwanderung zwischen seriöser Wissenschaft und Esoterik bzw. Mythologie hinbekommt. Ich mag ihn als Han Solo, als Indiana Jones, als Jack Ryan.
Als sich ein nicht näher zu nennender Privatsender dazu entschloss wieder einmal „Die Stunde der Patrioten“ zu bringen, war ich aufs höchste entzückt. Als ich sah, dass es auch noch das normale Abendprogramm war, sprich der Film um 20.15 Uhr beginnen sollte, war ich glücklich. Kein langes Aufbleiben, kein Aufnehmen in der Gewissheit, in den nächsten Wochen doch nicht zum Schauen zu kommen, sondern sich mit Schokolade, Strickzeug und einem Tee in die Stube setzen und den Film sofort ansehen.
Tja, denkste. Die Sache hatte natürlich einen Haken. Einen verständlichen, auch wenn meine Empörung das nur zum Teil anerkennen will. Der Film lief die Male zuvor nicht ohne Grund erst im späten Abendprogramm, denn er ist FSK 16. Was im Klartext heißt, dass er für das normale Abendprogramm in der eigentlichen Form ungeeignet ist. Es gibt in dem Film Szenen, die das Töten von Menschen recht kalt, skrupellos, brutal und blutig darstellen. Die Morde der Splittergruppe der IRA werden gezeigt. So wird ein führendes Haupt der IRA von einer Frau kaltblütig getötet, während er sich auf ungeschützten Sex mit ihr freut. Nur eines der Beispiele, welche Szenen im Film vorkommen.
Nun, ich saß also vor dem Fernseher und strickte, als ich die erste Szene vermisste, jene von mir oben beschriebene. Huch, dachte ich. Hmmm. Dann kam eine zweite Szene, die nur vom Ton her bearbeitet worden war, ein Monolog fehlte. Es häuften sich die Szenen, die fehlten. Verwirrung und Ratlosigkeit setzten ein, dann Verstehen und schließlich Empörung.
Warum Empörung? Ganz einfach. Wenn die Programmdirektoren das Programm planen, dann wissen sie, welcher Film FSK12 und welcher FSK16 ist. Es gibt von einigen Filmen zwei Fassungen, die eine, die als FSK12 zurecht geschnittene Version ins Kino kommt bzw. kam und die andere, die dann als FSK16 auf den Video- bzw. DVD-Markt kommt. Wenn die Direktoren also planen, warum setzen sie dann einen Film dieser Alterskennzeichnung auf einen so frühen Sendeplatz?
Bitte versteht mich nicht falsch. Es geht mir darum, dass ich die FSK16 Fassung kenne. Hätte ich sie nicht gekannt, hätte es mich wohl nicht wirklich gestört. Eine Szene eventuell, da sich im späteren Verlauf auf den Mord an den IRA-Gruppen-Führer bezogen wird. Doch der Zuschauer kann das nicht nachvollziehen, da er von dem Mord nichts weiß, sondern erst davon erfährt, als sich auf diesen bezogen wird.
Wie gesagt, ich verstehe es einfach nicht, dass Filme mit höherer FSK-Ausweisung zurechtgeschnitten werden, nur um sie innerhalb der Woche zum besten Sendetermin ausstrahlen zu können. Es ist einfach unverständlich und schade.